Bologna-Reform

Ziel der Reform war es, die Lehre an den europäischen Universitäten anzugleichen, um eine bessere Vergleichbarkeit der Studiengänge und Abschlüsse herzustellen. Das klingt sinnvoll und hilft den Studierenden, während ihres Studiums ein oder zwei Semester an einer anderen Universität einzulegen, ohne das Studium zu verlängern.

Deutschland hatte allerdings ein sehr gutes Hochschulsystem. Das Diplom war international hoch anerkannt und für eine Vergleichbarkeit hätte eine Modularisierung der Studiengänge ausgereicht. Auf Druck der Wirtschaft wurde allerdings versucht, die Studierenden auch hier nach 6 Semestern auf den Arbeitsmarkt zu werfen. Das führte einerseits dazu, dass viele anerkannte Diplomstudiengänge an den Universitäten in Bachelor und Master getrennt wurden. Eine Trennung, die für Universitäten sinnlos ist, da 6 Semester ohne praktische Erfahrung niemandem nutzten. Hinzu kam, dass es neben den Universitäten die Fachhochschulen gab, die mit ih rem Praxisbezug im Prinzip dem Bachelor sehr nahe kamen.

Für die Geisteswissenschaften war der Bachelor allerdings der Todesstoß. Das Magistersystem hatte sich bewährt und funktionierte in dem Bereich gut. Im Bachelor-Master-System ließ sich das kaum mehr abbilden.

Verkürzt gesagt, sollte die Reform die anderen Länder verbessern. Für Deutschland bedeutete es eine Anpassung nach unten. Zusammen mit der Privatisierung von Fördermitteln — Stichwort Drittmittel — und der einseitigen staatlichen Förderung — Stichwort Exzellenz-Initiative — wurde das Hochschulsystem verschult und die Studierenden enorm unter Leistungsdruck gesetzt. Das hatte den unschönen Effekt, dass den Studierendenschaften — eine der Säulen der Demokratie — die Aktiven genommen wurden und eine Entsolidarisierung und Entdemokratisierung im Hochschulbereich einsetzte.

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