Lohnarbeit lohnt sich nicht
Es hat Jahrzehnte gedauert, bis der Mindestlohn endlich eingeführt wurde. Und das Gejammer bei den Businessmenschen war groß. Tja, wenn adäquate Bezahlung nicht in den Businessplan passt, dann ist der Businessplan kaputt. Nichtsdestotrotz ist der Mindestlohn nur ein Baustein in der Lohnarbeit.
Wir müssen über die 40h-Woche reden.
Das Konzept der Work-Life-Balance mit 8 Stunden Schlaf, 8 Stunden Arbeit und 8 Stunden Freizeit geht im Realversuch nicht auf. Zeit diesen endlich zu beenden. Denn 8 Stunden Arbeit sind 8 Stunden auf Arbeit. Das ich da noch hinkommen muss, in 45 Minuten Mittagspause nicht mit den Kids essen kann und dann auch wieder Zeit von Arbeit nach Hause brauche ergibt im guten Fall 10 Stunden, die nur für die Arbeit drauf gehen. Da sind Überstunden noch gar nicht dabei. Die restliche Zeit bleibt gerade mal für die Familie und die Steuererklärung. Wann ich ins Fitnissstudio soll, Salsastunden nehme und meinen künstlerischen Durchbruch plane – das weiß niemand. Und meine Freunde will ich ja auch noch sehen.
Wir müssen also von der 40h-Woche weg. Die größten Hindernisse dabei sind ein zu geringer Mindestlohn und die Sozialabgaben.
Den Mindestlohn können wir entweder anheben. Oder wir sorgen mit einem Bedingungslosen Grundeinkommen dafür, dass sich Arbeit auch ohne Mindestlohn wieder lohnt.
Die Sozialabgaben sind der größere Knackpunkt: Im Moment kosten zwei 20h-Stellen mehr als eine 40h-Stelle. Das liegt an der prozentualen Berechnung der Sozialabgaben und war auch so gewollt: Menschen sollten viel Arbeiten, nicht viel Freizeit haben. Wenn wir die Sozialabgaben nun linear gestalten, also so, dass zwei Halbtagsjobs das Unternehmen genausoviel kosten wie ein Ganztagsjobs. Dann ist es für diese Unternehmen viel sinnvoller, zwei Teilzeit-Arbeitende einzustellen. Das erhöht neben der Produktivität die Anzahl der Arbeitsplätze.
Apropos Arbeitsplätze: Das Bild der Reise nach Jerusalem scheint in der deutschen Gesellschaft tief verankert zu sein. Als gäbe es nur eine begrenzte Anzahl an Arbeitsplätzen. Und alle die einen haben, halten krampfhaft daran fest. Das Bild ist jedoch totaler Schwachsinn.
Arbeit entsteht, wo konsumiert wird, wo Dienstleistungen und Produkte benötigt werden. Das bedeutet, je mehr Menschen Arbeit haben, umso mehr wir konsumiert, umso mehr Arbeit gibt es – und damit auch mehr „Arbeitsplätze“. Anstatt also mit einer unsinnigen Abgabenpolitik Arbeitsplätze zu manifestieren, sollten durch Aufteilung der Arbeit mehr Plätze geschaffen werden.
Denken wir das konsequent zu Ende, landen wir bei der 15h-Woche. Für nähere Ausführungen dazu empfehle ich das Buch Utopien für Realisten – Die Zeit ist reif für die 15-Stunden-Woche. Dort wird anschaulich ausgeführt, warum ich mit diesem Apell richtig liege.
