MIV – Der Name ist Programm

Der Motorisierter Individualverkehr – kurz MIV – ist die Geisel der Welt. Vor allem in der westlichen Welt wird Wert darauf gelegt, Autos für alle erschwinglich zu machen, während öffentliche Verkehrsmittel kaputt gespart werden. Und da jedes Fahrzeug mehr und mehr Quaratmeter pro Person einnimmt, kommt die Infrastruktur an ihre Grenzen. Gerade in dicht bebauten Gebieten ist es einfach nicht mehr möglich, noch mehr Platz für Autos zu schaffen. Und während die Autofahrenden denken, sie stehen im Stau, sind sie der Stau. Die Lösung ist immer mehr Platz für die Blechboliden, Fuß und Rad werden kaum noch mitgedacht und langsam versinken alle im Verkehrschaos.

Wenn die Lösungen immer mehr Straßen sind und Rad, Fuß und ÖPNV dadurch immer unattraktiver werden, ist das eine Spirale, die nur durch eins unterbrochen werden kann: Weniger MIV. Daran sollten alle, die aufs Auto angewiesen sind, ein großes Interesse haben. Denn je mehr Menschen kein Auto nutzen, umso mehr Platz ist auf den Straßen.

Darum ist klar: Verkehr wird politisch gelenkt.

Das fängt bei den Wohngebieten an. Anstatt diese als Durchfahrtviertel zu öffnen, ist dringend darauf zu achten, dass nur Quell- und Zielverkehr stattfindet. Durch Einbahnstraßen und Sackgassen und durch Superblocks ist das problemlos möglich. Gleichzeitig sind Parkmöglichkeiten nicht im öffentlichen Raum zu schaffen, sondern in Tiefgaragen oder Parkhäusern am Rand von Wohnquartieren. Das verhindert auch das Kavaliersdelikt Schwarzparken. Mittels Quartierbussen sowie Leih- und Lastenrädern ist die Mobilität innerhalb der Wohnviertel gewährleistet und führt zu wunderschönen Effekten: Grüne Straßen, spielende Kinder, flanierende Menschen sowie einladende Außengastro. Der Gesundheit wird durch verminderte Lärm- und Staubbelastung psychisch wie physisch ein großer Dienst erwiesen.

Fahrradstraßen sind ein weiteres Mittel, um begreiflich zu machen, dass der Straßenraum nicht den Autos vorbehalten sein soll. Es sind Straßen, die von Autos mitbenutzt werden können, jedoch durch Benennung, Kennzeichnung und baulich klar machen, für wen diese Straße gebaut wurde. Dabei geht es vor allem darum, die Gleichberechtigung aller Verkehrsteilnehmenden deutlich zu machen.

Geht es um Fernverbindungen, sind Autobahnen eine ähnliche Sackgasse: Anstatt dass es tausende Einzelfahrende gibt, die ein hohes Unfallpotential bergen, ist ein getaktes Schienenfahrzeug viel sicherer gestaltbar. Neben einfacher technischer Überwachung sorgen ausgeschlafene und erfahrene Profis für sichere Wege. Und auch die Natur dankt es, denn Tiere leiden unter Lärm, dem Zerschnitt ihrer Lebenräume und das beste: Sie gewöhnen sich an getaktete Verbindungen, es kommt also zu weniger Wildunfällen.

Ein weiterer politischer Hebel sind die Steuervergünstigungen und Subventionen im Verkehrsbereich, wie das Dienstwagenprivileg, die Dieselkraftstoffvergünstigungen oder die Entfernungspauschale. Das Umweltbundesamt zeigt hier mehrere Milliarden Euro an Kosten auf. Wenn wir dem entgegen halten, dass ein 9-Euro-Ticket für 10 Milliarden Euro im Jahr möglich ist, wird vollkommen klar was falsch läuft.

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