Tax the rich, not the poor
Es klingt erstmal rechnerisch schön: Anstatt 10% zu besteuern, muss doch viel mehr herauskommen, wenn ich 90% besteuere. Das funktioniert jedoch nicht mehr, wenn die 2 reichsten Familien mehr besitzen als die Hälfte aller anderen Menschen. Ich will nun aber nicht wieder auf diesen Zahlen rumreiten. Deshalb ein anderer Ansatz:
Menschen mit viel Geld haben andere Bedürnisse, als Menschen mit wenig Geld. Meist wollen diese Viel-Geld-Menschen noch mehr Geld. Die Wenig-Geld-Menschen legen den Fokus eher auf ein schönes Leben, anstatt sich den Kopf darüber zu zerbrechen, wie sie ihr Geld vermehren können.
Das ist zu romantisch gedacht? Nungut, dann anders:
Wer viel Geld hat, tendiert dazu, dieses Geld behalten zu wollen: Wer wenig hat, ist oft spendabler.. Erklärungen gibt es einige dazu, der Grundtenor ist jedoch: Vermögen in Deutschland lohnt sich. Keine Vermögenssteuer, keine Erbschaftssteuer und die Steuersätze sind auch noch ungerecht.
Und dieser Tenor wird von der Politik – durch Lobbyarbeit und »Das haben wir schon immer so gemacht!« – auch fleißig weiter betrieben. Bei Haushaltsdefiziten werden die Privilegien der Vermögenden nicht angetastet, sondern eher versucht den Ärmsten – Sozialhilfeangwiesenen und Asylsuchenden – weniger zu geben, bis selbst das Bundesverfassungsgericht den Riegel vorschieben muss. Statt die Einnahmen sinnvoll zu erhöhen, was selbst die Vermögenden fordern, wird versucht bei den Ausgaben zu sparen. Das dies zu sozialen Spannungen und einer Spaltung der gesellschaft führt, ist längst klar.
Das ist zu abstrakt? Dann machen wir es konkret:
Stell die vor, du arbeitest 40h die Woche ohne Urlaub und Feiertage. Du liebst dein Business einfach und es läuft supergut. Du zahlst dir 100 Euro die Stunde aus. Dein Jahreseinkommen beläuft sich also auf 208.000 Euro im Jahr. And that’s it. Mehr kannst du einfach nicht durch eigene Arbeit verdienen. Alles was darüber hinausgeht, erwirtschaften andere für dich.
Du bezahlst die doch aber? Dann gefällt dir vielleicht diese kleine Geschichte aus dem United Automobile Worker vom Oktober 1937:
Letting the Cat out of the Bag
»What did you tell that man just now?«
»I told him to hurry.«
»What right do you have to tell him to hurry?«
»I pay him to hurry.«
»How much du you pay him?«
»Four dollars a day.«
»Where do you get the money?«
»I sell products.«
»Who makes the products?«
»He does.«
»How many products does he make in a day?«
»Ten dollars‘ worth.«
»Then, instead of you paying him, he pays you $6 a day to stand around and tell him to hurry.«
»Well, but I own the machines.«
»How did you get the machines?«
»Sold products and bought them.«
»Who made the products?«
»Shut up. He might hear you.«
Diese kleinen Anekdoten sollen eins verdeutlichen: Millionengehälter kann es in einer gerechten Gesellschaft nicht geben. Selbst unter kapitalistischen Gesichtspunkten ist eine Umverteilung notwendig; ich erinnere nochmal an die Spaltung der Gesellschaft.
Ein sinnvoller Steuersatz hilft da. Einer der bspw. jeden Euro über 1 Mio. Euro Einkommen mit bis zu 90% Spitzensteuersatz angeht. Ganz schnell wird es Vorstandsgehälter von mehreren Millionen Euro nicht mehr geben, weil es sich nicht lohnt. Es wird sinnvoller, das Geld zu investieren – in Arbeitsplätze, die Infrastruktur, für Soziales und in die Kultur.
Daneben ist es längst überfällig, dass Deutschland wieder eine Vermögenssteuer und eine Erbschaftssteuer einführt. Es kann ja nicht sein, dass Menschen durch nichts tun auf einmal reich werden.
Ebenso hilfreich ist eine Finanztransaktionssteuer, um Spekulationen mit Geld, aber vor allem mit Lebensmitteln und Rohstoffen einzudämmen. Und nebenbei ein paar Milliarden in den Gesellschaftshaushalt zu spülen.
Und dann ist da noch das Gespenst der Konsumsteuer. Grundsätzlich will diese keine Einkommen (also „Leistung“) besteuern, sondern Konsum. Als alleinige Steuer ist das wohl zu kurz gedacht. Ale Ergänzung für die Besteuerung von Luxusartikeln wie Autos, Yachten, Flugzeuge und sündhaft teuren Schmuck lässt sich jedoch darüber nachdenken.
Und na klar werden Vermögende weiter versuchen, ihr von der Gesellschaft erwirtschaftetes Geld vor der Gesellschaft auf Steueroasen in Sicherheit zu bringen. Das tun sie jetzt schon. Hier hilft es nicht, ihnen kein Geld abzunehmen und selbst zur Steueroase zu werden, sondern internationale Gesetze und Kontrollen zu etablieren, die dies unrentabel machen. Kriminelle wird es immer geben. Deshalb die Ärmsten aus Existenznot bis in die Kriminalität zu treiben, kann nicht das Ziel sein.
